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Direct Search - wenn die Arbeit mit Big Data persönlich wird

Am Anfang ist das «gefühlte Nichts»
Am Anfang jedes Direct Search stehe ich immer wieder vor dem «gefühlten Nichts». Ich sitze vor dem Computer und frage mich, wie ich in den Mengen von Profilen an die richtigen Personen gelange, die wirklich geeignet sind und zudem auch noch ein ernsthaftes Interesse an der zu besetzenden Stelle haben. Der Auftraggeberin habe ich versprochen, innerhalb von 4 Wochen eine Shortlist mit qualifizierten Kandidatinnen und Kandidaten zu liefern. Wie dies bei einem Direct Search üblich ist, wird die Stelle nicht auf den einschlägigen Stellen-Plattformen geschaltet, sondern geeignete Kandidaten sollen direkt angesprochen und ausschliesslich über das Netzwerk und mit Hilfe von Recruiter-Tools in den Sozialen Medien gesucht werden.

Im Vorfeld eines solchen Suchauftrags ist jeweils selten ganz klar, was der Markt wirklich hergibt. Kommt dazu, dass der Weg von einem unverbindlich gezeigten Interesse über eine ernsthafte Bewerbung bis hin zu einem unterschriebenen Vertrag sehr steinig sein kann.

Ich schaue aus dem Fenster und in meinem Hinterkopf regt sich der Gedanke, ob ich mich dieses Mal mit meinem Versprechen doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Doch dann kommt es wieder wie immer – der Adrenalinstoss. Die Spannung steigt, ich kremple die Ärmel hoch und lege los.

Personalstrategie und Organisationsentwicklung zusammendenken
Es sind viele Eckwerte und Parameter sowie eine Menge an unterschiedlichen Aufgaben- und Fragestellungen, die durchdacht und gelöst werden müssen. So gilt es, auf der einen Seite eine Organisation als Ganzes zu verstehen und auf der anderen Seite, die Dossiers von möglichen Kandidaten und Kandidatinnen mit all ihren Voraussetzungen, ihren Werdegängen und ihren aktuellen Berufs- und Lebenssituationen wohlwollend zu «lesen».

Aufgrund dieser geleisteten Vorarbeit – einem Mix aus genauester und routinemässiger Recherche einerseits und feiner, auf langjähriger Erfahrung basierender Intuition andererseits – einen ersten Match zu finden, darin besteht die Kunst und hier kommt auch die Handschrift der rekrutierenden Person zum Vorschein. Vor allem beim Herausspüren einer möglichen Passung von Ist- und Soll-Profil, die nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist, zeigt sich deutlich, dass dies niemals von einem Computer vollumfassend erledigt werden kann, auch wenn dies immer wieder behauptet wird.

Von der Datenflut zum persönlichen Kontakt
Nach den vorbereitenden Arbeiten tauche ich ein in die Welt des Sortierens, Filter-Setzens und Profile-Studierens. Immer und immer wieder, Tag für Tag. Handverlesene Profile werden persönlich angeschrieben. Hier passiert der Change und aus einem vorerst unpersönlichen Suchauftrag in einer fast unendlich grossen Datenbank entstehen allmählich persönliche Kontakte. Es ist für mich immer wieder faszinierend zu beobachten, wie dies jedes Mal funktioniert.

Die Suche verselbständigt sich
Nicht alle, aber erstaunlich viele Berufsleute schreiben zurück und sind erfreut über die Kontaktaufnahme. Ein intensiver Austausch per Mail und Telefon entwickelt sich, die Stelle wird an Kollegen und Peers empfohlen und weitergeleitet. Rückmeldungen folgen, Bewerbungen treffen ein. Und nicht selten gibt es auch ein schönes Feedback zu einem gut getroffenen Stellenprofil und einem attraktiven Angebot. Man könnte sagen, die Suche hat sich verselbständigt.

Dann kommt der Moment, wo die Shortlist steht und die Aufgabe sich gleich darstellt wie bei einer üblichen Rekrutierung. Und doch gibt es für mich diesen kleinen feinen Unterschied: Hätte sich die letztlich gewählte Person, die heute so happy ist mit ihrem Job, auch auf eine «normale Ausschreibung» gemeldet?

Gabriela Bovisi, März 2021

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Gabriela Bovisi Spring
24.03.2021Gabriela Bovisi Spring
Tags: Direct Search