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Die «versteckten Fähigkeiten» oder wie emotionale Intelligenz (EQ) Ihren Karriereweg beeinflussen kann

Willkommen zu meinem Blogbeitrag über das faszinierende Thema «Die versteckten Fähigkeiten oder wie emotionale Intelligenz (EQ) Ihren Karriereweg beeinflusst». Vielleicht kennen Sie das: Da verfügt jemand über ein nahezu perfektes Dossier mit allen verlangten Ausbildungsabschlüssen und über die gewünschte Berufserfahrung – und doch macht am Ende des Selektionsprozesses ein anderer Kandidat oder eine andere Kandidatin das Rennen. Lag es an einem unfähigen Entscheidungsgremium? Oder war es einfach ungerecht und Vitamin B spielte letztlich die entscheidende Rolle? Oder lag es letztlich an ganz etwas anderem – an den «versteckten Fähigkeiten», bei denen niemand so ganz genau sagen kann, was das denn eigentlich ist?
Vor über 25 Jahren hat Daniel Goleman mit seinem ersten Buch über emotionale Intelligenz die Managementwelt aufgerüttelt, indem er den Begriff und das Konzept erstmals einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht hat und die These vertrat, dass emotionale Intelligenz – der gute Umgang mit Emotionen – nichts weniger als der entscheidende berufliche Erfolgsfaktor der Zukunft sei. Dieser Blog handelt genau davon. Ich möchte Ihnen hier aufzeigen, wie wir im Rahmen von unseren Assessments emotionale Intelligenz einerseits erfassen und beurteilen (im Rahmen von sogenannten Selektions-Assessments) und wie wir sie andererseits auch weiterentwickeln (bei sogenannten Development-Assessments)


Was versteht man unter emotionaler Intelligenz (EQ)?

Der EQ beschreibt vereinfacht gesagt die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und die der anderen Menschen in unserem sozialen Umfeld bewusst wahrzunehmen, zu verstehen und angemessen damit umzugehen. In der Regel unterscheidet man dabei zwischen der Wahrnehmungs- und der Verhaltensdimension, wobei man beide Ebenen sowohl aus der Ich-Perspektive wie auch aus der Du-Perspektive berücksichtigt. Dies führt zu den folgenden vier Kompetenzfeldern:

  1. Emotionale Selbstwahrnehmung
  2. Emotionale Fremdwahrnehmung (Empathie)
  3. Selbstkontrolle (Selbstmanagement)
  4. Soziale Kompetenzen

Alle Fähigkeiten sind voneinander abhängig und bedingen sich gegenseitig. Wer seine eigenen Emotionen nicht wahrnehmen und kontrollieren kann, wird je nach Situation Mühe haben, sich sozial kompetent zu verhalten. Wer andererseits eine tiefe Empathiefähigkeit und ein echtes Mitgefühl bereits in sich entwickelt hat, wird sich in der Regel automatisch auch eher sozial kompetent verhalten. 

Eine weitere wichtige Eigenschaft von EQ liegt darin, dass man sich auf diesem Gebiet – im Gegensatz etwa zum IQ – weiterentwickeln und immer dazulernen kann.

Warum ist EQ im Arbeitsleben derart wichtig und gewinnt immer noch mehr an Bedeutung?

Beispiele für die offensichtlichen Vorteile von EQ am Arbeitsplatz sind vielfältig und können in nahezu jedem Berufsfeld angewendet werden. Zum Beispiel kann ein Mitarbeitender mit hoher emotionaler Intelligenz seine Fähigkeit nutzen, um Konflikte besser zu lösen und effektiver mit Kollegen und Kolleginnen zusammenzuarbeiten. Ein Manager mit ausgeprägtem EQ kann seine Mitarbeitenden besser motivieren und ihnen helfen, ihre Potenziale auszuschöpfen. Ein Verkäufer mit hoher emotionaler Intelligenz kann Kunden besser verstehen und sich dadurch besonders gut auf deren Bedürfnisse einstellen. In allen Bereichen des Berufslebens kann eine starke emotionale Intelligenz dazu beitragen, Beziehungen zu verbessern, Konflikte zu lösen und die allgemeine Arbeitsatmosphäre positiv zu gestalten. Darüber hinaus können emotional intelligente Menschen Stress besser bewältigen und sind insgesamt zufriedener mit ihrem Berufs- und Privatleben. Sie sind zudem besser in der Lage, Vertrauen und Loyalität aufzubauen, was sich positiv auf die Zusammenarbeit auswirkt. Ein weiterer Vorteil von EQ im Beruf ist schliesslich die verbesserte Fähigkeit, sich selbst zu motivieren und Ziele zu erreichen. Dies kann dazu beitragen, dass Mitarbeitende ihre Karriereziele schneller erreichen und erfolgreichere Ergebnisse erzielen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Anwendung von EQ am Arbeitsplatz nicht ausschliesslich von der individuellen Fähigkeit einer einzelnen Person abhängt, sondern auch von den Rahmenbedingungen im Unternehmen. Eine Unternehmenskultur, die Wert auf Empathie und Respekt sowie zugleich auf einen natürlichen Umgang untereinander legt, fördert eine positive Arbeitsumgebung und trägt zur Entwicklung einer starken emotionalen Intelligenz bei. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer emotional intelligenten Unternehmenskultur.

Was tun wir in unseren Assessments genau?

Da immer mehr Unternehmen erkennen, wie wichtig die Fähigkeiten rund um EQ im Berufsleben sind, erstaunt es nicht, dass unsere Kunden von uns immer mehr erwarten, im Rahmen unserer Assessments genau diese Fähigkeiten zu überprüfen und zu beurteilen. Wie tun wir das?

Es sind eigentlich die gleichen Instrumente, die wir schon seit vielen Jahren anwenden – einzig der Fokus hat sich dabei allmählich etwas geändert bzw. weiterentwickelt.

So fokussieren wir uns beim sogenannten Tiefeninterview immer mehr auf die Frage, ob und in welchem Mass sich jemand der emotionalen Ebene überhaupt bewusst ist, wenn er uns anhand eines konkreten Beispiels erzählen muss, wie er zum Beispiel einen schwierigen Konflikt gelöst oder ein anspruchsvolles Mitarbeitergespräch geführt hat. Darüber hinaus fragen wir bei passender Gelegenheit gezielt nach, um herauszufinden, in welchem Mass jemand die Fähigkeit besitzt, über seinen persönlichen Umgang mit Emotionen – mit den eigenen Emotionen und auch mit den Emotionen von Bezugspersonen aus seinem Umfeld – in wohlwollend selbstkritischer Absicht zu reflektieren mit dem Ziel, sein Verhaltensrepertoire noch zu verbessern und sich dort weiterzuentwickeln, wo sich allenfalls weniger konstruktive Verhaltensmuster eingenistet haben.

In Rollenspielen und Präsentationsübungen, die wir im Rahmen von ganztägigen Assessments immer mit Video aufnehmen, wird es dann noch etwas konkreter. Während man im Interview als Assessment-Kandidat grundsätzlich ja viele Dinge erzählen kann, die noch nicht zwingend der Realität entsprechen müssen (wobei routinierte Interviewer meistens bereits auf dieser Ebene ein recht aussagekräftiges Bild erhalten), wird es bei den interaktiven Übungen schon weit schwieriger, etwas vorzuspielen, das nicht der Realität entspricht. Denn hier geht es um die Frage, inwiefern jemand in der Lage ist, Emotionen seines Gegenübers zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. Es geht aber auch darum, in welchem Mass und mit welchen Überlegungen man eigene Emotionen bewusst einsetzt, um seine Ziele zu erreichen, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren oder seinen eigenen Verhaltensgrundsätzen zu widersprechen.

Beim anschliessenden Videofeedback betrachten wir zusammen mit den Kandidaten die durchgeführten Übungen. Wir unterhalten uns intensiv darüber, erfragen die Selbstbeurteilung der Kandidaten und geben auch selbst gezielt Feedback. Aus der Art und Weise, wie sich jemand damit auseinandersetzt, erfahren wir zudem viel über die selbstreflexive Kompetenz eines Kandidaten. Denn nur wer bewusst über sich und sein Verhalten nachdenken kann, besitzt das Potenzial, sich weiterzuentwickeln und seinen EQ laufend zu verbessern.

Wie können Sie bei uns Ihren EQ weiterentwickeln?

Falls Sie nicht das Glück haben, etwa im Rahmen eines Bewerbungsprozesses bei uns ein Assessment absolvieren zu können, ist es für Sie grundsätzlich auch möglich, als Privatperson ein Development-Assessment zu buchen oder sich dies von Ihrem Arbeitgeber als Weiterbildung offerieren zu lassen. Das Vorgehen in einem Development-Assessment ist grundsätzlich recht ähnlich wie oben beschrieben. Der hauptsächliche Unterschied besteht in der Zielsetzung. Denn wie es der Name schon sagt, geht es hier nicht um einen Selektionsprozess – also um eine Priorisierung verschiedener Kandidaten und Kandidatinnen – sondern vielmehr um das sorgfältige Herausschälen von vorhandenem Entwicklungspotenzial bei einer Einzelperson. Es geht also darum, bestimmte Themen zu definieren, bei denen es sich für den Kandidaten lohnen würde, noch genauer hinzuschauen und sich aktiver damit zu beschäftigen. Dabei besteht ein Teil des Assessments auch darin, gemeinsam zu überlegen, mit welchen spezifischen Massnahmen ein bestimmtes Entwicklungsziel am besten zu erreichen ist. Oftmals steht dabei ein individuelles Coaching im Vordergrund, zuweilen aber auch der Besuch einer bestimmten Weiterbildung oder auch gezielte «On-the-job-Massnahmen».

Assessments bieten die Möglichkeit, Ihre Fähigkeiten zu evaluieren und gezielt an den Bereichen zu arbeiten, in denen Sie noch Entwicklungspotenzial haben. Insgesamt ist EQ eine Schlüsselkompetenz für den beruflichen Erfolg. Sie ermöglicht es uns, effektiv mit anderen Menschen umzugehen und unsere eigene emotionale Reaktion zu kontrollieren. Durch die Nutzung von Assessments können wir unsere emotionale Intelligenz weiterentwickeln und von den Vorteilen profitieren, die ein hoher EQ mit sich bringt. Also zögern Sie nicht, Assessments als Werkzeug einzusetzen, um Ihre emotionale Intelligenz zu verbessern und Ihren Karriereweg positiv zu beeinflussen.

Bob Schneider
03.11.2023Bob Schneider
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