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Mindful Leadership

Begriffe und Hintergrund
„Achtsamkeit“ („Mindfulness“) ist ein zentraler Begriff in der buddhistischen Weisheitslehre und kann beschrieben werden als ein spezifischer, trainierbarer Bewusstseinszustand, bei dem das direkte und nicht-wertende Gewahrsein dessen im Zentrum steht, was in jedem Augenblick geschieht.

Mit „Mindful Leadership“ ist zudem ein hochwirksamer Trainingsansatz für Führungskräfte gemeint, der sich von anderen Trainingsansätzen vor allem durch das achtsamkeitsbasierte Bewusstseinstraining unterscheidet. Eine wichtige Grundlage dafür bilden die wissenschaftlichen Forschungen von Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn zur Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR), die heute in vielen Organisationen vor allem zur Stressbewältigung mit grossem Erfolg eingesetzt wird. Auch unsere Assessoren für Assessment in Zürich bilden sich laufend in Achtsamkeit weiter.

Einer der grössten Verdienste von Jon Kabat-Zinn besteht zudem zweifellos darin, dass er die Brücke zwischen östlicher Tradition (insbesondere der buddhistischen Meditation) und westlicher Wissenschaft geschlagen und dadurch einen äusserst wertvollen Beitrag zur Verbreitung dieser meditativen Grundhaltung auch in unserer westlichen Industriegesellschaft geleistet hat. Hier geht’s zu einem sehr spannenden Interview mit diesem bedeutenden zeitgenössischen Pionier.

Im Zentrum von MBSR steht die Entwicklung der Selbststeuerungsfähigkeit der eigenen Aufmerksamkeit. Präsent im gegenwärtigen Moment anwesend zu sein und präzise wahrzunehmen, was im eigenen Bewusstsein geschieht, ermöglicht es uns, unbewusst wirkende Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster zu bemerken und ausser Kraft zu setzen. Durch diese Form des Bewusstseins-Managements entsteht Raum für kreatives und der Situation besser angepasstes Verhalten in Führungssituationen.

Mittlerweile gibt es eine stattliche Anzahl von weiteren spannenden Forschungsergebnissen, die insbesondere folgende Zusammenhänge aufzeigen: So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass sich Achtsamkeitsmeditation positiv auswirkt auf die Fähigkeit, innerlich bewusst zur Ruhe zu kommen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und insgesamt präsenter und auch empathischer zu sein. Studien des National Institute of Health in Grossbritannien, der University of Massachusetts sowie des Mind/Body Medical Institute der Harvard University legen zudem nahe, dass sich Mindfulness im Berufsleben in folgenden Punkten besonders positiv auswirkt:

• Reduziert Fehlzeiten und Fluktuation
• Verbessert die kognitiven Funktionen wie Konzentration, Gedächtnis
  und Lernfähigkeit
• Stärkt kreatives Denken und Innovationsfähigkeit
• Erhöht die Produktivität
• Verbessert die Beziehungsqualität (in Bezug auf Arbeitgeber und
  Arbeitnehmer einerseits und auf die Kunden andererseits)
• Erhöht die Arbeitszufriedenheit insgesamt

Wer mehr über den aktuellen Forschungsstand zu Mindfulness wissen möchte, den verweisen wir gerne auf die American Mindfulness Research Association (AMRA).

Mindful Leadership geht somit weit über achtsamkeitsorientierte Stressbewältigung hinaus. Denn im Führungsalltag geht es zum einen um sehr spezifische Situationen im Umgang mit Mitarbeitern, Teams, Kunden und Lieferanten, zum anderen um die Gestaltung von Organisationsveränderungen und die bewusste Weiterentwicklung der Organisation und der Organisationskultur. Um diese Prozesse zu verstehen und zu gestalten, werden konkrete Modelle und Methoden benötigt, die das Handeln unterstützen. Mindful Leadership-Trainings setzen auf all diesen Ebenen an. Sie vermitteln Führungskräften die notwendigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden, um in den unterschiedlichen Situationen des Führungsalltags präsent zu sein und bewusst zu führen.


Bezug zum iek
Als wir vor vielen Jahren das iek-Kompetenzmodell erarbeitet haben, dachten wir noch nicht bewusst an Mindful Leadership. Vielmehr beschäftigten wir uns mit den Arbeiten von Daniel Goleman und seinen Büchern über emotionale Intelligenz und deren Bedeutung für die Arbeitswelt. Mittlerweile verfügen wir zwar – vor allem im Rahmen unserer langjährigen Tätigkeit und Erfahrung im Assessment-Bereich – über eine ansprechende Palette von geeigneten Instrumenten zur Erfassung und Beurteilung der wichtigsten EQ-Faktoren. Und wir haben überdies auch Ansätze gefunden, wie Menschen ihre emotionalen Fähigkeiten weiterentwickeln können. Was uns jedoch lange Zeit gefehlt hat, ist ein methodischer Orientierungsrahmen und ein überzeugendes Konzept, um die verschiedenen Facetten von EQ auch in ihrer Tiefendimension erfassen und gezielt weiterentwickeln zu können.

Der Zufall wollte es, dass ich vor einigen Jahren mit der buddhistischen Meditationspraxis in Berührung gekommen bin. Phra Wichit, der Abt eines im Emmental gelegenen thailändischen Klosters, führte mich schrittweise in diese Praxis ein und ich konnte dabei die Erfahrung machen, dass genau dies ein möglicher Weg ist, um emotionale Selbstwahrnehmung und Empathie – zwei Grundpfeiler von EQ – weiterentwickeln zu können. Dies ist für mich persönlich zu einer sehr wertvollen Grunderfahrung geworden und hat mich dazu bewogen, diese Spur auch im Rahmen meiner Tätigkeit im iek weiterzuverfolgen. Zurzeit bin ich daran, ein Kurskonzept zu erarbeiten, welches meine bisherigen Erfahrungen und Inhalte aus der EQ-orientierten Führungskräfteentwicklung kombiniert mit dem Ansatz von Mindful Leadership. Gerne werde ich Sie näher darüber informieren, wenn es so weit ist – vermutlich im nächsten Frühjahr.

Bob Schneider
08.08.2017Bob Schneider
Tags: Mindful Leadership